18. Juni 2000 / 21 Uhr


ZOLTAN LANTOSs MIRRORWORLD (Ungarn)
Zoltan Lantos - Geige
Mihaly Dresch - Saxophone, Bass Klarinette
Gabor Juhasz - Gitarren
Kornel Horvath - Percussion
Zoltan Lantos

Begann siebenjährig mit dem Violinen-Spiel. Er besuchte das Béla Bartók Conservatorium und die Franz Liszt Akademie in Budapest. Später ging er für neun Jahre nach Indien, um in Delhi die klassische indische Musik zu studieren. Er spielt neben der klassischen Violine eine speziell für ihn angefertigte indische Geige mit fünf Saiten und sechzehn Resonanzseiten.

Nach seiner Rückkehr nach Europa 1994 arbeitete er mit verschiedenen Musikern (Márta Sebestyén, Lászlo Dés, Mihály Dresch, Charlie Mariano, Dhafer Youssef, Ramesh Shotam, Renaud Garcia-Fons, Markus Stockhausen etc.) und in unterschiedlichen Jazz- und Weltmusikprojekten.

Teilnahme an zahlreichen Festivals. Er schreibt auch Musik für das Theater. In seiner Musik verbindet Zoltán Lantos die moderne europäische Musik mit östlichen Traditionen, Folklore und Improvisation.

Das Fenster, zum Osten wurde diesmal in Richtung Ungarn geöffnet, von wo eine überraschend vitale und eigenständige weltmusikalische Produktion in das Festival hereinschneite. Der Geiger Zoltan Lantos hat neun Jahre in Indien gelebt und repräsentiert eine zeitgemäße Einstellung zur Auseinandersetzung mit den außereuropäischen Hochkulturen: Diese Musiker versuchen nicht mehr, indischer als die Inder zu sein, sondern filtern ihre Faszination angstfrei durch ihre europäischen Erfahrungen. Die Modalität indischer Skalen, kleine Verzierungsdetails und Glissandotechniken und der gedeckte Klang einer von Lantos mit einem spanischen Instrumentenbauer entwickelten und nur als Altenative verwendeten Resonanzsaiten-Geige sind da noch übrig geblieben - in einer Musik, die immer im Aufbruch ist zwischen sensibler frei linearer Kammermusik, tänzerischem, von ad hoc erzeugten elektronischen Loop-Ostinati angeheiztem Bewegungsdrang und schrillen Turbulenzen, wobei der gruppendienliche Altruismus der Spieler nie verloren geht. Auch ein von ungarischer Folklore angeregtes Stück löst sich schnell von der Balkanmotivik in querköpfigen Paraphrasen. Und das ist typisch für Leipzig: das Auftauchen eines "östlichen" Musikers absoluter Weltklasse, den bis dahin niemand kannte: des Perkussionisten Kornel Horvath, eines Filigranvirtuosen, der zwischen manischer Motorlik und polyrhythmisch empfundenen Einzelschlägen die krausesten Geschichten erzählt - nur mit den - Händen auf Bongos, Kon und einer Tonvase.
Ulrich Olshausen / Frankfurter Allgemeine

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